So unangenehm eine Erkältung auch ist – in den wenigsten Fällen ist der Griff zum Antibiotikum gerechtfertigt: Die meisten Erkrankungen werden durch Viren verursacht, bakterielle Infekte sind selten – nur hier hilft ein Antibiotikum! Es gibt Medikamente, die die Symptome lindern können; die Krankheitsdauer lässt sich, wenn überhaupt, nur geringfügig verkürzen.

Wie sinnvoll ist es aus wissenschaftlicher Sicht, zu Hausmitteln oder pflanzlichen Präparaten zu greifen?

Erhöhte Körpertemperatur und Fieber werden für die Heilung als günstig bewertet. Vor dem Einsatz fiebersenkender Medikamente sind Behandlungsversuche mit Wadenwickeln eine allgemein anerkannte Maßnahme (allerdings nur bei warmen Extremitäten!) (1).

Es gibt Hinweise, dass Honig eine kurz andauernde Besserung der Symptome bringen kann. Anhand der wissenschaftlichen Datenlage kann man sich jedoch weder für, noch gegen Honig in der Behandlung des Hustens aussprechen. (2) Es gilt: Wenn es Ihnen gut tut, spricht nichts dagegen. Kindern unter 1 Jahr sollte man aber keinesfalls Honig geben, da sie empfindlich auf bestimmte Bakterien im Honig reagieren können!

Zwar finden sich Hinweise, dass Vitamin C die Dauer von Erkältungen reduzieren könnte; die Qualität dieser Daten ist aber mangelhaft, weitere seriöse Studien sind notwendig (3). Die grundsätzliche Gabe von Vitamin C senkt die Häufigkeit von Erkältungen nicht, allerdings halbierte es bei Menschen, die extremen körperlichen Anforderungen ausgesetzt sind (Marathonläufer, Skifahrer), das Erkältungsrisiko (1).

Auf dem Markt gibt es diverse pflanzliche Präparate, teilweise als Wirkstoffkombinationen: u.a. Pelargonienwurzel, Primelwurzel, Thymian, Eukalyptus, Efeu. Die bisherigen Studien dazu deuten darauf hin, dass sie bei einer akuten Bronchitis den Husten etwas lindern und das Abhusten unterstützen können. Als Nebenwirkungen können z. B. Magen-Darm-Beschwerden auftreten. Andere pflanzliche Mittel – etwa aus der traditionellen chinesischen Medizin – wurden bisher kaum in guten Studien untersucht. Ob sie helfen können, ist daher nicht bekannt.

Auch sie können jedoch Nebenwirkungen haben. Zu Echinacin gibt es Untersuchungen, die einen Nutzen erhoffen lassen – insgesamt sind Echinacinpräparate aber schwierig zusammenfassend zu bewerten, da verschiedene Sorten und auch Pflanzenbestandteile eingesetzt werden. Eine Studie dazu sieht keinen Nutzen in der Behandlung von Erkältungen, aber möglicher Weise einen geringen Nutzen in der individuellen Erkältungsprophylaxe. (4) Zusammenfassung: Diese Mittel sind noch wenig untersucht; wenn Sie selbst bisher gute Erfahrung damit haben, ist wohl nichts einzuwenden.

Wird Zink binnen 24 nach Auftreten der Symptome eingenommen, könnte bei gesunden Menschen die Dauer der Erkältungssymptomatik verkürzt werden; die Daten dazu sind aber noch nicht ausreichend gesichert, um dies allgemein als Behandlung empfehlen zu können Insbesondere bei Lutschtabletten ist der erhoffte Nutzen vor dem Hintergrund der potentiellen Nebenwirkungen (Übelkeit, Erbrechen, schlechter Geschmack) zu sehen. (5)

Hinweis: Verwendete Literatur liegt in der Ordination zur Einsicht auf.