Husten, Schnupfen, Kopf- und Gliederschmerzen – eine Erkältung ist alles andere als angenehm. Doch nutzt der Griff in die Pillenschachtel?
Antibiotika: Zahlreiche Untersuchungen zeigen, dass die Einnahme bei Atemwegsinfektionen in vielen Fällen hinterfragt werden sollte: 90 % dieser Erkrankungen stellen keine Indikation für eine Antibiotikabehandlung dar. Eine generelle Antibiotikagabe wird bei akuter Bronchitis nicht empfohlen: Eine Analyse der angesehenen Cochrane-Gesellschaft fand eine Verkürzung von durchschnittlich 18 auf 17,4 Tage Hustendauer durch Antibiotikabehandlung; mehr als jeder Fünfte (22 %), der ein Antibiotikum bekam, berichtete über Nebenwirkungen, wie Durchfälle, Hautausschlag u. a. Lediglich schwache und ältere Menschen (75+) sowie Patienten mit bestehenden Grunderkrankungen könnten einen leichten Nutzen von einer Antibiotikaeinnahme haben.
Schmerz- und Fiebermittel: Erhöhte Körpertemperatur und Fieber werden für die Heilung als günstig bewertet. Vor dem Einsatz fiebersenkender Medikamente sind Behandlungsversuche mit Wadenwickeln eine allgemein anerkannte Maßnahme (allerdings nur bei warmen Extremitäten!). Schmerzmittel haben keinen Einfluss auf die Krankheitsdauer, aber in Einzelfällen können z. B. Paracetamol oder Ibuprofen zur Linderung von Kopf- und Gliederschmerzen sinnvoll sein.
Hustenreizdämpfende Medikamente: Codeinhaltige Mittel sind in der Regel nicht erforderlich und nur bei trockenem und quälendem Reizhusten für maximal 14 Tage sinnvoll.
Schleimlösende Mittel: Sollen bei produktivem Husten die Sekretion der Bronchialflüssigkeit fördern oder die Viskosität eines verfestigten Bronchialschleims senken; diese Wirkung ist bei akutem Husten und Erkältungskrankheiten wissenschaftlich nicht belegt. Die französische Arzneimittelbehörde hat schon 2010 die Verwendung von Schleimlösern bei Kindern unter 2 Jahren als nicht zulässig eingestuft! Der Grund: Säuglinge und Kleinkinder können die Atemwegssekrete schlecht abhusten. Verflüssigen Medikamente den Bronchialschleim, kann es in den Bronchien zu einem Sekretstau kommen.
Abschwellende Nasentropfen: Anwendung nur bei starkem „Stockschnupfen“, keinesfalls länger als 7 Tage!